Im augenblick


des erwachens
dehnt sich
der traum

die gedanken
noch
schlummern
unberührt

unschuldig
ahne ich
den frühen
morgen

der tag
blendet
mein
bewusstsein

termine
erdrücken
die zeit
verliere
die welt

im ruhelosen
treiben
vor dem
vergessen

schuldig
oder nicht
umarmt mich
die nacht

und wieder
und wieder

manchmal
einsam

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Die irreale Normalität


Niemand bedauert den Verlust der Wahrnehmung des Ganzen. Die Quantisierung der Phänomene erleichtert das Verstehen des Unfassbaren. Die Bäume werden akzeptiert, der Wald nicht erkannt. Die Schadware verliert ihren Schrecken durch die Quantisierung auf Nullen und Einsen im Computer. Die als ungerecht empfundene Verteilung der Vermögen toleriert die Gesellschaft, wenn man sie an Einzelfällen erklärt. Die Wirtschaftswissenschaftler verschleiern die Fakten durch die Analyse eines Regelwerkes und verwenden dabei Fachbegriffe, an deren Gültigkeit nicht gezweifelt wird. Die alte Frau, die Flaschen sammelt, wird als Einzelschicksal wahrgenommen. Recht und Gerechtigkeit decken sich schon lange nicht mehr mit dem Geist des Grundgesetzes. In strittigen Fällen wird das Verfassungsgericht bemüht. Dieses zerlegt das Regelwerk und sucht nach Kausalitäten in der Quantisierung des Textwerkes und seiner ständigen Zerstückelung und Vermehrung der Entitäten durch die Gesetzgeber.

Das Tier erfasst die Komplexität einer Bedrohung als Ganzes und reagiert unmittelbar auf die Gefahr. Der Mensch analysiert und plant die Abwehr. Seine Reaktionszeit ist langsam und oft tödlich. Die Quantisierung der Wahrnehmung ist also eine spezifische Eigenschaft des Menschen. Es wundert mich nicht, dass angesichts einer realen Bedrohung durch einen Diktator, der unheilbar an einem Minderwertigkeitskomplex leidet, durch das Prinzip der alltäglichen Erfahrung der verharmlosenden Vereinzelung von Scharmützeln nach der Weitergabe von Kampfpanzern verlangt wird. Nur ein wacher Geist kann eine Fehlentscheidung verhindern. Folgt er aber dem Mainstream, dann wächst das Risiko ins Unkalkulierbare.

Die irreale Normalität ist die Ursache für den Zerfall der gesellschaftlichen Solidarität. Sie ermöglicht jede Entschuldigung durch ein Bewusstsein, das als normal empfunden wird. Der Klimawandel wird gern ausgeklammert, weil er nicht in den quantisierten Alltag passt. Er ist eine unbequeme Bedrohung, die man verdrängt. Aber das Denken setzt fort, dass die Zigarettenkippe als Ursache für den Waldbrand gilt. Das setzt fort, dass unsinnige und kontraproduktive Handlungen toleriert werden.

Der Einzelfall ist die verharmlosende Erklärung als Entschuldigung. Wir sind gezwungen dem Irrsinn zu folgen, weil Krieg ist. Wir können nicht vernünftig handeln, weil wir auf dem Globus zu viele sind, die egoistische Ansprüche stellen. Die Verantwortung wird dem Himmel zugeschoben. Doch der sieht offenbar unbeteiligt zu. Das Schicksal der Spezies Mensch wird auf seine Unfähigkeit zum sozialen Verhalten reduziert. Er ist das Opfer einer Fehlentwicklung, so urteilen die Wissenschaftler, die alle Phänomene fleißig dokumentieren. Nach mir die Sintflut, sagt der Machthaber in einem autoritären System. Weil aber die Menschen schwach sind, brauchen sie meine Führung. Die Hackordnung hat sich im Wolfsrudel bewährt, warum nicht auch in meinem Volk. Die Vernunft als Opfer einer falschen Wahrnehmung?

Brauchen wir nicht dringlich eine Demut vor der Natur des Planeten, die unsere Existenz sichern kann? Brauchen wir vielleicht eine menschliche Fähigkeit, die uns vor dem Sündenfall zum Sein im Paradies geschenkt wurde? Brauchen wir nicht mehr Nächstenliebe?

Nach meiner Weltsicht ist sie die elementare Fähigkeit, die uns ein Schöpfer gegeben hat. Sie ist für mich das Sinnbild Gottes. Besinnen wir uns also auf die Liebe zu unseren Nächsten, zur Menschheit ohne Eigennutzen. Geben ist seliger als Nehmen. Wer einmal diese Erfahrung gemacht hat, versteht den Sinn des Lebens aus einer inneren Prägung des Denkens und Handelns heraus, die uns niemand nehmen kann.

berndg42, im Sept

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der krieg und die dummheit


an vergeltung
denken
an vernichtung
des gegners
an stärke
und macht
an prinzipien
und rechtfertigung

was zählen
die menschen
was die
verantwortung

auf dieser
erde
leben wir
und wir wollen
alle alles

doch über
den wolken
leuchtet die liebe
wir aber
sind blind

der tod
ist ohne
werte
wie das leben
auch
doch wir
beschwören sie
hilflos
heuchelnd

und so treiben wir
ins universum
ohne schuld
ohne reue
unwissend
der schöpfung
die uns gebar

berndg42; im Febr. 2022

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vergänglich


wenn der stoff
zerfällt
die fäden
sich lösen
die blaue farbe
der weisheit
verblasst

die rosen
welken
und unter
nebeln sich
die wasser
trüben

wenn die zeit
erstarrt
die tage sich
verbergen
im grau
unter wolken

dann spüre ich
die last
der stille
die jahre des
treibens in
eifer und
verschwendung

dann folgen
die gedanken
dem zwang
der frage
ohne antwort

meine stunde
wird kommen
die erinnerung
schwinden
allein der himmel
weiß warum

meine existenz
in dieser welt
war unbedeutend
weil unvergleichlich
klein zur größe
der schöpfung

berndg42; im Nov. 2021

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Hilflos


Meine alte HiFi-Anlage kam in die Jahre. Der Klang war verzerrt, der Bass eine Zumutung. Nun ja, bin ja auch Elektronikbastler. Das Ersetzen der zugänglichen Elkos brachte jedoch keine Besserung. Also beschloss ich, mir einen guten Kopfhörer zu kaufen. Schließlich möchte ich in meinem Alter doch Musik genießen, wenn ich nicht mehr auf Konzerte gehen will. Und so erstand ich den Sony 1000 XM4 für einen sicherlich überteuerten Preis. Immerhin wird diesem Produkt eine gute Qualität bescheinigt. Doch soll man den Marketingtricks vertrauen? Ich wollte es wissen.

Erster Kontakt

Er kam bald an, mit DHL, der Gute. Nach dem Auspacken fiel mir auf, dass ich ihn nicht gleich ohne eine Bluetoothquelle in Betrieb nehmen konnte. Da blieb nur das Handy. Ein Xiaomi der vorletzen Version. Das hat natürlich diese Fähigkeit, die ich aktivierte und tatsächlich wurde es automatisch mit dem Sony verbunden. Ein Plus für Fernost. Und so installierte ich dann die Sony-App. Passt ja auf, dass ihr nicht gleich auf den Seiten landet, von denen nur bezahlte Musik zu laden ist! Da hat man ganz schnell Kosten am Hals, wenn man sich nicht konzentriert. Dennoch gab mir diese App nicht das, was ich wirklich brauchte. Der Ton eines Films bei YouTube war extrem leise. Ich konnte auch nicht sicher prüfen, wie man den Kopfhörer an- und abschaltet. Immerhin hörte ich sehr schwach „Power On“ und „Power Off“, wenn ich eine bestimmte Taste drückte. Das war schon mal was, das ich akzeptierte. Und irgendwo stand auch, dass der Kopfhörer sich beim Ablegen von selbst deaktivieren kann. Aber sicher war ich nicht, ob der Akku sich vielleicht nicht doch heimlich entleerte.

Und weiter…

Ich ärgerte mich und suchte den Support auf den Seiten von Sony. Fand dort eine spartanische Bedienungsaleitung. Die besteht aus einigen Icons und spärlichem Text nebenan. Mehrsprachig, wie sinnvoll! Doch die Bilder gaben mir nicht die notwendige Aufklärung. Schließlich bemühte ich Google. Da fand ich immerhin einen kurzen Hinweis: Man muss auf den glatten Außenflächen der Hörmuscheln eine Geste ausführen. Ach, wie modern! So eine Gestenstensteuerung war mir leider nur wenig geläufig. Habe ich doch immer Schwierigkeiten, Bilder oder Filme ohne Nebenwirkungen zu vergrößern. Oft löse ich unerwünschte Funktionen aus. Verdammt schwierig für meine ungeschickten Finger. Und jedes Mal diese Erinnerung an die Schwächen meines Alters. Wie soll ich auch die moderne Elektronik sicher bedienen, wenn ich nicht zwanzig, aber neunundsiebzig bin? Für unsere Gruppe der weißen Alten macht man diese Teile nicht. Das ist eben so. Und wir müssen sehen, wie wir damit klarkommen. Doch was soll’s? Ich lernte die Lautstärke allmählich zu steigern. Zusammen mit dem virtuellen Regler unter dem YouTube-Film. Es klappte irgendwann. Und was mir sofort auffiel, war die wirksame Dämpfung der Außengeräusche. Man hörte kaum was aus der Umgebung. Meine Frau sprach zu mir und ich verstand sie nicht. Man hat einfach seine Ruhe. Toll, dass man heute sowas kaufen kann.

Versöhnung?

Nun hatte ich mich also mit dem neuen Teil angefreundet. Es fehlte aber noch der drahtlose Anschluss an meinen PC. Da war eine Soundkarte im Inneren, die laut Hardware-Manager Bluetooth abstrahlen sollte. Sie war aktiviert und funktionieren sollte sie laut Windows auch einwandfrei. Dennoch war es mir rätselhaft, wie denn aus diesem Metallkasten eine Funkwelle meinen Kopfhörer erreichen könnte. War nach Farady doch unmöglich. Und tatsächlich, der Erfolg blieb aus. Ich suchte bei Ebay nach einer Lösung. Fand dort viele Transmitter für Bluetooth. Weil ich aber den reinen Ton über die optische Verbindung zum HiFi-Verstäker gewohnt war, wollte ich auf diesen technischen Fortschritt ja nicht verzichten. Entdeckte dann auch einen Transverter mit SPDIF-Eingang. Nun müssen sich aber zukünftig die Lautsprecheranlage und der Kopfhörer die einzige Quelle teilen. Und da gibt es tatsächlich sog. Toslink-Splitter. Das Teil spaltet eine Lichtfaser in zwei optische Ausgänge auf. Diesen Splitter an meine Soundkarte gesteckt, bietet er mir zwei Ausgänge für die Lichtleiter-Kabel. Eines für den Bluetoothtransmitter und eines für die HiFi-Anlage. Das Problem war also gelöst. Doch was macht eine grüne Hausfrau, wenn sie vor diesem Rätsel des 21. Jahrhunderts steht? Ich weiß es nicht. Bin zu alt für solche künstlich herbeigeführten Herausforderungen des Alltags. Vielleicht hilft ja stetiges Dazukaufen, um den Konsum zufriedenstellend für alle zu praktizieren. Quo vadis, oder wo geh’sse, liebe Kultur von gestern?

berndg42; im Nov. 2021

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träume mit mir


ich wünsche dir
eine gute nacht
einen schlaf mit
sanften träumen

in diesen
welten
bin ich
zuhause

und wenn wir
uns treffen
dann wird sich
zeigen
wie wir
uns verstehen

und wenn wir
uns nicht treffen
dann wird sich
zeigen
was es ist

was es ist
das uns
nicht vereint
vergessen könnte

wir sind die
quellen
unserer träume
und wir sind
die macher
dieser welt
ohne sinn

mit dir kann ich
sie verändern
aber nur
wenn du es
willst

ich bin
verlässlich
denn mir
bedeutet die
nächstenliebe
alles

und vielleicht
erkennst du ihre
kraft
und vielleicht
werden wir
sie gemeinsam
leben

und danach
öffnet sich
das paradies

berndg42

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Elektronik-Basteln


(ein Text für junge Menschen)

Wie alles begann

Ich bin ein alter Mann und werde demnächst 80 Jahre alt. Schon als Schüler hatte ich Radios repariert. Das waren damals Holzkisten, schwarz oder braun lackiert. Oben konnte man den Deckel öffnen und so an das Innere gelangen. An der Frontseite befanden sich Drehknöpfe. Deren Bedeutung wurde mir erst nach einiger Zeit klar. Denn die Bedienung musste man üben, sonst hörte man die Sender nicht.

Der Rundfunk war noch nicht alt, als ich bereits zur Schule ging. Denn ohne Lesen und Schreiben blieben mir die Geheimnisse der Elektrizität verborgen. Und so vertiefte ich mich nach dem vierten Schuljahr in ein dickes Buch von Prof. Dr. Leopold Graetz. Im letzten Kapitel waren Skizzen von Elektronenröhren, die wohl mehr als dreißig Jahre zuvor nur auf den Experimentiertischen der Physiker zu sehen waren.

Im Krieg wurde vieles zerstört, doch die Leute wollten ein funktionierendes Radio, um sich über den Fortschritt in Wirtschaft und Politik zu informieren. Es war die Zeit, als man mit allen zusammengetragenen Bauteilen sich auch mal selbst ein Gerät bastelte. Mein Vater reparierte stets am Wochenende diese abenteuerlichen Konstruktionen auf dem Küchentisch und verdiente sich so nebenbei ein kleines Zusatzeinkommen. Ich saß ihm gegenüber und fieberte mit, bis wieder ein Ton aus dem Lautsprecher kam. Ein hoch und lang gespannter Draht ging von einem Holzmast am Zaun des Grundstücks bis zum Fenster. Man nannte das Hochantenne. Ein anderer Kupferdraht kam vom Wasserhahn. Die Wasserrohre waren damals noch aus Metall und hatten so eine gut leitende elektrische Verbindung zur Erde. Beide Anschlüsse waren ungemein wichtig für einen lautstarken Radioempfang. Ultrakurzwelle oder Digitalfunk gab es noch nicht. Meistens hörte man Sender auf den Lang- und Mittelwellen. Beide Rundfunkbereiche werden aber seit einigen Jahren in Deutschland nicht mehr betrieben. Man muss heute mit solchen Radios warten, bis die Sonne untergeht. Dann kommen die elektromagnetischen Wellen von der Ionosphäre reflektiert doch noch zu uns. Es sind dann Sender aus Europa oder der ganzen Welt zu hören, wenn man auch auf die Kurzwellen abstimmt. Im Inneren sind seltsame Glasbirnen zu sehen, die Elektronenröhren.

Sie sind luftleer. Und ihr Vakuum ist heute noch erhalten, so dicht ist die Glashülle. Aber selbst die Kathoden senden immer noch genügend Elektronen aus, obwohl ihre Glühdrähte und die besondere Beschichtung schon so alt sind. Eine tolle technische Leistung unserer Vorfahren, die zielstrebig immer alles zur Perfektion brachten. Würde man heute mit dem Aufwand von damals solche Gebilde mit gleicher Qualität herstellen, wären sie unbezahlbar. Zum Glück gibt es sie noch bei den Auktionshäusern. Manchmal sogar zu erschwinglichen Preisen. Doch ihre Zeit ist abgelaufen, denn man verwendet jetzt Halbleiter, um ähnliche Funktionen zu realisieren. In unseren Computern sind diese Transistoren in der Größe von einigen Nanometern, also eintausend mal kleiner als ein millionstel Meter. Und in den Chips ist ihre Anzahl unübersichtlich groß.

Faszination

Ja, so kann man die Begeisterung für Elektronik einordnen. Aber es ist mehr als eine Leidenschaft, sich mit Elektronik zu beschäftigen. Es ist die Freiheit, mit unterschiedlichen Bausteinen und dem elektrischen Strom kreativ etwas herzustellen, das alle Sinne befriedigt, Augen und Ohren. Man bastelt Gebilde, die mit Ton und Licht auch andere Zuschauer anlocken. Oder man empfindet oft den Stolz, ein Werk abgeschlossen zu haben. Etwas geschaffen zu haben, das man anstrebte und zielstrebig zum Erfolg brachte. Es ist die Freiheit des Gestaltens von Ideen, die anderen Zeitgenossen verborgen bleibt. Und wenn man die hohe Kunst des Funkbastelns als Amateur mit einer Lizenz beherrscht, bleibt man nicht allein, weil man mit der ganzen Welt Kontakte herstellen kann. Ganz ohne Internet, das ohnehin meistens anonym benutzt wird.

Die Welt der Phänomene

Der elektrische Strom ist unsichtbar und auch akustisch nicht direkt wahrnehmbar. Er bleibt ein Geheimnis der Natur. Natürlich wissen wir von den Physikern, dass er sich aus bewegten Elektronen bildet. Die können manchmal so schnell wie das Licht sein. Man kann ihn spüren. Immer dann, wenn er durch unseren Körper fließt und eine gewisse Stärke überschreitet. Ab 10 mA(ein Hundertstel) der genormten Größe kann tödlich sein. Unsere Steckdose kann 1600 mal soviel abgeben! Herzkammerflimmern oder totales Aussetzen des Herzschlags führen zum Tod. Innere Verbrennungen setzen Gifte frei, an denen wir noch nach Tagen zugrunde gehen können. Der Strom hat seine Gefahren! Wir müssen also lernen, mit ihm umsichtig umzugehen.

Mit Hilfe der Mathematik beschreiben wir Vorgänge in der Natur. Manche sind so komplex, dass wir sie selbst mit den schnellsten Computern noch nicht zuverlässig berechnen können. Und manche elektrischen Schaltungen, die wir aus vielen Bauteilen aufbauen, zeigen ebenso schnell nach dem Einschalten das Ergebnis. Und wir haben kaum Möglichkeiten, den Fluss des elektrischen Stromes zu verfolgen. Er ist einfach zu schnell und bringt augenblicklich Ergebnisse, die wir uns wünschten oder nicht erwartet hatten. Ist ein Fehler in unserem Entwurf, dann lässt sich die Natur nicht dazu überreden, das angestrebte Resultat zu zeigen. Der elektrische Strom zwingt uns also selbst zum sorgfältigen Überlegen. In digitalen Schaltungen ist ein streng logisches Denken vor der Realisierung eine Grundbedingung. Ein Chipträger mit logischen Fehlern kann nicht verwendet werden. Er wäre ein fataler Gau, der zu hohen Kosten führt und einen wirtschaftlichen Schaden darstellt, den man sich nicht jeden Tag leisten kann. In technischen Systemen, in denen es auf Sicherheit ankommt, muss man alles mehrfach überdenken. Bei der Eisenbahn oder in der Luft- und Raumfahrt müssen Denkfehler unbedingt vermieden werden. Die Beschäftigung mit Elektronik erzieht uns also auch zur Disziplin. Eine Eigenschaft, die durchaus gesucht und gut bezahlt werden sollte. Elektroniker sind selten unzuverlässige Abenteurer, die flüchtig und verantwortungslos handeln. Sie sind gesuchte Fachkräfte, die sich auch außerhalb der Industrie und Wirtschaft bei der politischen Mitwirkung bewähren könnten. Leider sind sie oft zu bescheiden und zurückhaltend, um ihre Fähigkeiten lautstark zu präsentieren. Sie kennen die Grenzen der menschlichen Fähigkeiten. Sie sind aber immer bestrebt, sich zu vervollkommnen. Ihr Wissen zu erweitern, am Ball zu bleiben. Denn das ist ein Merkmal unserer Zeit, dass sich der Fortschritt immer schneller entwickelt. Und das Staunen von gestern kann morgen schon vergessen sein.

Wer sich als Elektroniker nicht weiterbildet, kann schnell unfähig werden. Ein Grundwissen und eine berufliche Erfahrung reichen nicht aus, um moderne Geräte zu verstehen und in Betrieb zu halten. Ein Zahnarzt hat eine medizinische Ausbildung und entwickelt sich mit zunehmender Erfahrung am Patienten. Ein Elektroniker wird täglich gezwungen, sich um neuere Fachkenntnisse zu bemühen, denn sonst verliert er den Anschluss an den Fortschritt. Und der ist weltweit gestreut. Von den USA über China bis zu uns. Wenn wir nicht den Nachwuchs auf den Weg bringen, verlieren wir bei der Produktion in der digitalen Welt. Manchmal habe ich meine Zweifel, ob Marketingmanager, Politiker, Journalisten und Gewerkschaftsführer das richtige Bewusstsein haben, um uns in eine gesicherte Zukunft zu führen. In den Parlamenten sind nur verschwindend wenige Naturwissenschaftler mit MINT-Bildung. Ein unerträglicher Zustand im 21.Jahrhundert. Die Meinungsmacher lernen auch nur aus den Folgen von Kathastrophen. Die haben erst sehr spät begriffen, dass der Klimawandel nicht auf die Menschen wartet.

Also mein Appell an die jungen Leute: Macht euch Gedanken, wie und was die Zukunft sein soll. Und wenn ihr versteht, worauf es ankommt, dann geht euren Weg und klärt auf. Leider wird es immer schwer sein, einen Rest von unwilligen Zeitgenossen mitzunehmen. Viel Glück und erkennt bitte, dass die Beschäftigung mit Elektronik nicht nur ein Freizeithobby ist. Das ist es, was ich euch mitteilen wollte.

berndg42; im Oktober 2021

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Zuversicht


oft bin ich
allein
nur mein traum
bewegt mich

sehe die
menschen
die bilder
der welt
und sehe
den himmel
der sich öffnen
möchte

doch da sind
die töne
der macher
der erfolgreichen
die schmerzenden
lügen
die wir dulden

die starken macher
die lauten player
der irrealen kräfte

dennoch weiß ich
dass das alles
nur ein schauspiel
schlechter bilder
der unerträglichen
unwahrheiten ist

liebe deine
gegner
liebe deinen
nächsten
wie dich selbst

nur so können
wir überleben
in einer zukunft
ohne zweifel
mit der zuversicht
des guten
menschen
der die liebe
allen gibt
und das glück
des seins
mit ihnen teilt

berndg42; 8. Oktober 2021

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Aus der Traum


Zitat aus c’t 2021, Heft 20:

Bis zum 30. Juni 2021 galt noch das 22-Euro-Schlupfloch aus § 1a der Einfuhrumsatzsteuer-Befreiungs­verordnung (EUStBV): „Die Einfuhrumsatzsteuerfreiheit für Sendungen von Waren mit geringem Wert im Sinne des Artikels 27 der Verordnung (EWG) Nr. 918/83 ist auf Waren beschränkt, deren Gesamtwert 22 Euro je Sendung nicht übersteigt.“ Das hieß in der Praxis, dass typische Bagatellartikel vom Adapter bis zum Bluetooth-Lautsprecher direkt und ohne nachträgliche Kosten zugestellt wer­den konnten.
Das Jahressteuergesetz (JStG) 2020 [3] hat diese Freigrenze mit Wirkung zum 1. Juli 2021 abgeschafft. Das bedeutet, es wird theoretisch für alle nicht bereits um­satzversteuerten Waren die volle Einfuhr­umsatzsteuer fällig. Diese liegt für die meisten Warenarten in Deutschland aktu­ell bei 19 Prozent des Gesamtwerts. Zu diesem gehören auch die beim Lieferanten bezahlten Versandkosten, denn aus­schlaggebend für die Besteuerung im deutschen Zielland ist immer der Wert, den die Ware beim Empfänger hat. Für Lebensmittel, Zeitschriften und Bücher gilt der ermäßigte Umsatzsteuersatz von sieben Prozent.
Hintergrund dieser Maßnahme ist das Ziel, entstandene Wettbewerbsverzerrun­gen zu unterbinden.

Das Jahressteuergesetz (JStG) 2020 [3] hat diese Freigrenze mit Wirkung zum 1. Juli 2021 abgeschafft.

Bildungschancen kaputt reguliert
Warum?

Über zehn Jahre hatte ich ehrenamtlich Technikunterricht an Grundschulen in und um Darmstadt gegeben. Über eintausend Kinder bastelten u.a. in einem Semester ein Kurzwellenradio und befassten sich mit den Grundlagen der Elektronik. Diese auch nach der Meinung meines Vereins(Technikschule Darmstadt e.V.) wichtige frühkindliche Berührung mit moderner Technik als Bildungsangebot für Kinder aus allen sozialen Schichten wird jetzt aus meiner Sicht infrage gestellt. Die Bauteile für das Radio konnten wir nur aus Spenden bezahlen, weil ich sie aus den Angeboten in Ebay(China) zu angemessenen Kosten beschaffte. Deutsche Händler verlangen Preise, die um ein Vielfaches höher sind. Wenn ich die Bauteile jetzt kaufen müsste, würde so ein Projekt statt 16 EUR mehr als 45 EUR kosten. Für eine Klasse mit 25 Schülern entstünden Kosten von 4500,–EUR/Jahr allein dafür, wenn die Schule vierzügig eingerichtet ist. Für einen Verein, der kaum mehr als 30 Mitglieder hat, ist das nicht über Spenden zu bezahlen. Zum Glück konnten wir das aber bisher sehr günstig machen. Und die Kinder haben viel an Kenntnissen ins Leben mitnehmen können.

Wenn man hier auf ehrenamtlicher Basis etwas Nützliches für die Gesellschaft tut, wird von der Politik dieses Engagement wieder kaputt reguliert. Was für ein Unwissen oder vorsätzliche Interessen dort oben wohl die Entscheider dazu bewogen hat, werden wir nicht wirklich erfahren. Aber man darf vermuten, dass da sogenannte Wettbewerbsverzerrungen aufgehoben werden sollen. Zugunsten der heimischen Wirtschaft. Das ist aber ganz offensichtlich zu kurz gedacht. Die Mängel der frühkindlichen Bildung wird die Gesellschaft später zu spüren bekommen. Und der Wähler sollte sich fragen, wem er durch sein Vertrauen in die Kompetenz eines Politikers seine Stimme gibt. Scheinkompetenzen verursachen mehr Schaden als allgemein bewusst ist. Unterstellt man eine natürliche Intelligenz, dann darf man vermuten, dass da einflussreiche Lobbyisten im Spiel waren, die allein auf ihren wirtschaftlichen Vorteil bedacht sind, nicht auf das Allgemeinwohl. Und mein Text wird hier diesen Missstand der Transparenz im öffentlichen Bewusstsein nicht verändern. Ich erreiche hier doch weniger als ein Dutzend Leser. Es lässt sich auch kaum ein Verantwortlicher benennen. Da wirken wie immer viele Leute mit, den Sachverhalt zu verharmlosen oder zu bagatellisieren. Begründungen sind dann Personalmangel beim Zoll, Überlastung der Behörde und schwierige Kontrollen im Warenfluss. Und natürlich Schutz des heimischen Handels. Man fragt sich, wer hier eigentlich unsere Fähigkeiten in Wissenschaft und Technik (Innovationen) ausbremst. Und ob man überhaupt eine zeitgemäße Bildung unserer Jugend will.

Nun ja, ich bin jetzt im fortgeschrittenen Ruhestand und sehe mit immer mehr Zweifeln auf die Szene. Man muss es auch einfach ertragen, wenn einem mit Arroganz vorgehalten wird, dass man nicht mehr den übergeordneten Durchblick hat.

berndg42; im September 2021

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meine wahrheit


die lichter
des blauen
himmels
umhüllen mich

ihre leichtigkeit
löst meinen
schmerz

in dieser welt
leben wesen
pflanzen, tiere
und verborgene
existenzen
mit uns

alle nach dem
muster
mit den
einzigartigen
strukturen
der moleküle

selbst die viren
finden uns
wie die bakterien
die wir nicht sehen

aber warum
ist das so?

wir nennen es
natur
und glauben an
die schöpfung

nehmen wir es
wie es ist
doch die menschen
brauchen mehr

ohne die liebe
zu einander
die nächstenliebe
leiden sie

das ist meine
erkenntnis
meine wahrheit
über unser sein

ich biete sie
euch an
ihr könnt sie
leben
und erleben

oder die
ewigkeit
verlieren

berndg42

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